Transform

Das Forschungsprojekt transform untersucht Bildungsprozesse in Tanz-, Theater- und Performanceprojekten. Geforscht wird in einem Forschungsverbund zwischen der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig und der Universität Potsdam in einem interdisziplinären Team aus Erziehungswissenschaftler*innen, Theaterpädagog*innen und einer Tanzwissenschaftlerin. Das Projekt transform wird im Rahmen der BMBF-Förderrichtlinie „Forschung zu Kulturellen Bildung“ gefördert (Laufzeit: 12/2016 – 11/2019). 
Innerhalb des transform-Projekts werden Bildungsprozesse in Theater-, Tanz- und Performanceprojekten aus drei verschiedenen Perspektiven betrachtet. Das Teilprojekt ‚Künstlerisch-pädagogische Akteure‘ (HBK Braunschweig) untersucht die Anleitenden performativer Projekte in Hinblick auf ihr künstlerisch-pädagogisches Selbstverständnis. Das Teilprojekt ‚Transformationsprozesse‘ (Universität Potsdam) untersucht die Teilnehmenden in Hinblick auf Transformations- und ästhetische Bildungsprozesse. Ein dritter Fokus liegt auf der Relationierung der beiden Teilprojekte und der Untersuchung der Lehr-Lernverhältnisse. 
Die Forschung wird von folgenden Fragestellungen geleitet: 


1. Welche unterschiedlichen Transformationstypen, Verlaufsformen und Bildungsqualitäten lassen sich in diesen performativen Bildungsprozessen für die Bewältigung von Übergangssituationen unterscheiden?

2. Wie begründen und reflektieren Anleitende ihr künstlerisch-pädagogisches Handeln? Welche typischen Handlungsbegründungen und Positionierungen lassen sich rekonstruieren? 

3. Unter welchen typischen Umständen werden Aneignungs- und Transformationsprozesse von Wahrnehmungs- und Deutungsmustern im Kontext von Theater-Tanz- Performance initiiert und aufrechterhalten? 

Gallerie

Mitarbeitende

Das Projekt transform wurde von folgenden Mitarbeitenden erarbeitet und durchgeführt:.

Team Potsdam

Aktuell

Ehemalige

Team Braunschweig

  • Prof. Dr. Dorothea Hilliger (Projektleitung)
  • Anne Hartmann (Wissenschaftliche Mitarbeiterin)

Zielsetzungen

Teilprojekt Braunschweig 

Das Teilprojekt „Künstlerisch-Pädagogische Akteure“ ist an der Professur für die Didaktik des Darstellenden Spiels am Institut für Performative Künste und Bildung der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig angesiedelt und fokussiert die künstlerisch-pädagogischen Selbstverständnisse projektleitender Akteur*innen der kulturellen Bildung im Rahmen von Theater-, Tanz- und Performance-Projekten. Die von uns ausgewählten Projekte sind in unterschiedlichen institutionellen Zusammenhängen situiert, u. a. Stadt- und Staatstheater; Produktions- und Spielstätte der freien Szene, Museen, Community Theatre und soziokulturelle Zentren, Kooperationen mit Schule. Des Weiteren adressieren die Projekte unterschiedliche Altersgruppen (Projekte mit Jugendlichen als auch altersübergreifende Projekte) und werden von Projektleitenden mit unterschiedlichen Berufsbiografien geleitet, die sich zudem in diversen (beruflichen) künstlerischen und/oder pädagogischen Kontexten verorten. 

Ziel der qualitativ-empirischen Forschung ist die Rekonstruktion der künstlerisch-pädagogischen Selbstverständnisse der Projektleitenden, also die Frage danach, wie die Akteur*innen ihr künstlerisch-pädagogisches Handeln begründen und reflektieren. Durch diese empirische Forschung sollen Erkenntnisse über künstlerisch-pädagogisches Handeln als spezifische Handlungs-begründungen und Positionierungen von projektleitenden Akteur*innen gewonnen und somit das komplexe und z. t. widersprüchliche Handlungsfeld aus dem Selbstverständnis ihrer Akteur*innen heraus verstanden werden. Damit dient die Forschung insbesondere auch als empirisch-begründete, gegenstandbezogene theoretische Reflexionsfläche für die Praxis: über die Forschung, und in der Forschung selbst, können Anlässe für die Reflektionen eigener professionsbezogener Positionierungen in der Praxis gegeben und damit zu einer Professionalisierung beigetragen werden. 

Grundlage der Untersuchung der Selbstverständnisse sind Interviews, die mit den Projektleitenden zu unterschiedlichen Zeitpunkten während der Laufzeit der Projekte sowie mit zeitlichem Abstand danach durchgeführt wurden. Des Weiteren werden Dokumente (wie Anträge, Selbstdarstellungen etc.) der Institutionen und Förderprogramme in denen die Akteur*innen agieren und ihre Projekte durchführen, in die Analyse einbezogen, um die Selbstverständnisse im Kontext der  institutionellen Rahmungen der Projekte rekonstruieren zu können. Die so gewonnenen Daten werden anhand der Grounded Theory und der Dokumentarischen Methode qualitativ und in typenbildender Hinsicht ausgewertet.

Teilprojekt Potsdam

Das an der Professur für Erwachsenenbildung, Weiterbildung und Medienpädagogik der Universität Potsdam angesiedelte Teilprojekt ‚Transformationsprozesse‘ fokussiert die Bildungsprozesse der Teilnehmenden an Projekten der kulturellen Bildung im Rahmen von Theater, Tanz und Performance. Die von uns ausgewählten Projekte finden über einen längeren Zeitraum hinweg statt und haben u.a. Übergangssituationen (z. B. Pubertät, berufliche Veränderung, Migration, Erkrankung) zum Thema. Bildungsprozesse fassen wir als Transformationen der Wahrnehmungs- und Deutungsmuster. 

Ziel unserer Forschung ist die Entwicklung eines empirisch begründeten theoretischen Modells für die Transformations- und ästhetischen Bildungsprozesse von Teilnehmenden in Tanz-, Theater- und Performance-Projekten. Dieses soll erklären, unter welchen Umständen und wie, d.h. mit welchen Verlaufsformen Teilnehmende an performativen Bildungsangeboten (Theater-Tanz-Performance) in unterschiedlichen institutionellen Arrangements (Stadt- und Staatstheater, Community Projekte, Museen, soziokulturelle Zentren) ihre alltäglichen Wahrnehmungs- und Deutungsmuster transformieren. Es soll zudem eine Antwort darauf gegeben werden, welchen Beitrag derartige Angebote von Theater-Tanz-Performance für die Teilnehmenden hinsichtlich der Erweiterung ihrer individuellen Handlungsfähigkeit und gesellschaftlichen Teilhabe besitzen und welche Qualitätsmerkmale für performative Bildungsprozesse benannt werden können. 

Zur Erforschung der Transformationsprozesse führen wir Interviews mit den Teilnehmenden der Angebote durch. Da wir diese zu mehreren Zeitpunkten während der Laufzeit des betreffenden Tanz-Theater-Performance-Projekts (sowie einige Monate danach) interviewen, erhalten wir Daten für eine qualitative Längsschnittuntersuchung, mit der wir die Transformationsprozesse der Teilnehmenden, wie sie durch die Projekte initiiert und unterstützt werden, in ihrem Verlauf erfassen können. Neben Interviews führen wir auch teilnehmende Beobachtungen durch, um die Probenpraxis in den Blick zu bekommen. Die so gewonnenen Daten werden anhand der Grounded Theory und der Dokumentarischen Methode qualitativ und in typenbildender Hinsicht ausgewertet.

Der dritte Forschungsfokus des transform-Projekts zielt auf die Relationierung der Ergebnisse der beiden Teilprojekte. Untersucht werden sollen so Lehr-Lernverhältnisse in Theater-, Tanz- und Performanceprojekten. 

Relativierung der beiden Projekte

Im Gegensatz zu einer in der traditionellen Lehr-Lern-Forschung üblichen Wirkungsvermutung, wird dabei nicht davon ausgegangen, dass ein nur ausreichend professionelles Handeln der künstlerisch-pädagogischen Akteurinnen bzw. Akteure zu (vorab definiert) erwünschten Bildungsergebnissen auf Seiten der Teilnehmenden führt. Aufgezeigt werden sollen stattdessen typische Bezugnahmen der Teilnehmenden auf das künstlerisch-pädagogische Angebot. 

Das künstlerisch-pädagogische Angebot wird unter einer praxeologischen Perspektive auf die Probenprozesse von den Intentionen der Anleitenden de-zentriert. Theoretisch orientiert sich die Arbeit dabei v.a. an solchen praxeologischen Positionen, die auch die Kontigenz und Multiperspektivität des Praxisgeschehens in den Blick nehmen (Alkemeyer et al. 2015).  Methodisch orientiert sich die Arbeit an der Situationsanalyse nach Adele Clarke (Clarke 2012). Es wird anhand von teilnehmender Beobachtung und leitfadengestützter Interviews mit Teilnehmenden der theaterpädagogischen Projekte gearbeitet.

Publikationen & Vorträge

Publikationen

Hartmann, Anne; Hilliger, Dorothea; Schüler, Eliana (2020). Multiperspektivische Forschung in Tanz, Theater und Performance. In: Susanne Timm, Annette Scheunpflug, Jana Costa & Claudia Kühn (Hrsg.): Kulturelle Bildung. Theoretische Perspektiven, methodologische Herausforderungen, empirische Befunde. Münster: Waxmann [im Erscheinen]

Ludwig, Joachim; Thomsen, Sarah (2020). Bildungsprozesse von Teilnehmenden in Tanz-, Theater- und Performance-Projekten. In: Susanne Timm, Annette Scheunpflug, Jana Costa & Claudia Kühn (Hrsg.): Kulturelle Bildung. Theoretische Perspektiven, methodologische Herausforderungen, empirische Befunde. Münster: Waxmann [im Erscheinen]

Hartmann, Anne; Kleinschmidt, Katarina; Schüler, Eliana (Hrsg.): Subjekte Kultureller Bildung.  Empirische Forschung zu Bildungsprozessen in Tanz, Theater und Performance. [im Erscheinen]

Vorträge

– Ästhetische Bildung in Bewegung. Symposium beim Kongress der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft, Universität Duisburg-Essen, 21. März 2018: 

  • Dorothea Hilliger / Anne Hartmann: Neue theatrale und performative Praxen 
  • Joachim Ludwig: Wie lassen sich ästhetische Bildungsprozesse theoretisch fassen?
  • Marc Godau / Matthias Haenisch: Empirische Zugänge zu ästhetischen Erfahrungen
  • Katarina Kleinschmidt: Proben als künstlerisches Forschen 

– Feedback vom Subjektstandpunkt aus. Arbeitsgruppen-Workshop beim Symposium „Körper-Feedback-Bildung: Modi und Konstellationen von (tänzerischer) Bewegungsaneignung“. Hochschule für Musik und Tanz Köln, 04. Mai 2018 (Prof. Dr. Joachim Ludwig, Dr. Katarina Kleinschmidt & Eliana Schüler). 

– Forschungstätigkeit als theaterpädagogische Perspektive. Vortrag im Zentralen Seminar des Masterstudiengangs Theaterpädagogik. Universität der Künste Berlin, 14. Juni 2018 (Anne Hartmann & Eliana Schüler). 

– Forschung in den performativen Künsten: Empirische Zugänge zu Proben- und Bildungsprozessen. Vortrag in der Gesprächsreihe „Arbeitsformen in Tanz, Theater und Pädagogik“ der HBK Braunschweig u. dem Staatstheater Braunschweig. HBK Braunschweig, 04. Juli 2018 (Anne Hartmann, Dr. Katarina Kleinschmidt & Eliana Schüler). 

– Transformationen durch ästhetische Erfahrungen? – eine qualitativ-empirische Perspektive auf biographische Übergänge. Vortrag bei der Jahrestagung der DGfE-Sektion Erwachsenenbildung 2018. Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, 28. September 2018 (Dr. Katarina Kleinschmidt & Eliana Schüler). 

– Differenz(en) als Herausforderung für künstlerisch-pädagogische Akteur*innen. Vortrag bei der Ständigen Konferenz Spiel- und Theater an Hochschulen. Universität Potsdam, 04. Oktober 2018. (Anne Hartmann) 

– Multiperspektivität als Bildungspotenzial? Vortrag bei der Ständigen Konferenz Spiel- und Theater an Hochschulen. Universität Potsdam, 04. Oktober 2018. (Eliana Schüler)Vorträge 

– Transforming (in) institutions. Political dimensions of complex collaborations in Applied Theatre. Vortrag bei der Drama for Life Festival & Conference “Transforming Arts | Transforming Lives“. University of the Witwatersrand, Johannesburg, 05. Dezember 2018 (Anne Hartmann & Eliana Schüler). 

– Zur Rolle der ästhetischen Wahrnehmung in Bildungsprozessen. Universität Zürich, 21.01.2019 (Prof. Dr. Joachim Ludwig)